Stadt Schaffhausen



News

20.03.2014

Stadtrat will altersgerechte Wohnformen stärker fördern

Mit mehr altersgerechtem Wohnraum und der nötigen ambulanten Unterstützung könn-ten in der Stadt Schaffhausen eine Vielzahl der Bewohnerinnen und Bewohner einer stationären Einrichtung in den eigenen vier Wänden wohnen und zuhause alt werden. Geeigneter Wohnraum für ältere Menschen ist in der Stadt Schaffhausen allerdings rar. Der Stadtrat will deshalb die Schaffung von altersgerechtem Wohnraum und ergänzenden Dienstleistungen stärker fördern und schlägt eine Strategie mit drei Handlungsansätzen vor: Förderung von vielfältigen Wohnformen, Stärkung des Wohnens in der eigenen Wohnung und Stärkung sozialer Netze im Quartier. Der Stadtrat hat im Rahmen seiner Alterspolitik deshalb beschlossen, das Altersheim Steig umzunutzen und die Liegenschaft für Alterswohnungen zu nutzen.
Zudem werden Massnahmen aufgezeigt, um den Bedürfnissen im Zusammenhang mit Demenz, Migration und von pflegenden Angehörigen gerecht zu werden.

Der Anteil der älteren und alten Menschen in der Bevölkerung wird in den nächsten Jahren einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Die derzeitige demografische Entwicklung steht im Zeichen einer fortschreitenden Alterung, ein Prozess der bereits seit mehreren Jahrzehnten dauert und sich in den kommenden Jahren noch beschleunigen wird. Alt werden und alt sein ist jedoch ein Teil der natürlichen Entwicklung des Menschseins und bringt wie jede andere Lebensphase sowohl negative wie positive Aspekte mit sich. Selbstbestimmtes Leben bis zum Ende ist heute eine selbstverständliche Forderung. Dabei ist es wichtig, dass die Lebensqualität weitestgehend im gewohnten Rahmen erhalten bleibt. Betagte Menschen wollen eingebunden bleiben in das gesellschaftliche Leben und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend leben können.

Die neuen Wohn- und Lebensbedürfnisse der älteren Menschen widerspiegeln sich auch in weiteren statistischen Angaben, welche der Stadt Schaffhausen zur Verfügung stehen. Der durchschnittliche Aufenthalt in einem Altersheim ist heute gegenüber vor zehn Jahren nur noch halb so lang. Aufgrund des fehlenden altersgerechten Wohnangebots treten jedoch viele Betagte in ein Altersheim ein, obwohl ein autonomes Leben in einer geeigneten Wohnform erwünscht und möglich wäre.

Die Städtische Alterspolitik richtet sich nach diesen sich veränderten Bedürfnissen und arbeitet nach dem Grundsatz "zuhause alt werden". Mit dem am 1. Juli 2008 verabschiedeten Antrag durch den Grossen Stadtrat wurde die Weiterentwicklung der Alterspolitik in der Stadt Schaff-hausen gut geheissen und die Überführung der städtischen Altersheime (stationäre und teilsta-tionäre Dienstleistungen) und der Spitex (ambulante Angebote) in Quartierdienstleistungszentren (QDZ) verabschiedet. Drei weitere zukünftige QDZ sind in Planung und werden 2015 eröffnet. Das erste QDZ Künzle-Heim wurde durch die ETH evaluiert und die Ergebnisse fliessen in die Planung der nächsten zu eröffnenden QDZ ein.

In der Stadt Schaffhausen besteht heute ein überdurchschnittlich grosses Bettenangebot in den stationären Einrichtungen. Dies auch als Folge des fehlenden altersgerechten Wohnraums. Ein Blick auf die innerkantonale Betreuungsquote verdeutlicht den hohen Anteil an bestehenden Angeboten im stationären Bereich. Die Quote meint den prozentualen Anteil der entsprechenden Alterskategorie in stationären Einrichtungen (Alters- und Pflegeheime).

65-79jährige

80+

65+

Stadt Schaffhausen

2.4

24.3

9.3

Kanton Schaffhausen

2.1

23.1

8.4

Gesamte Schweiz

1.6

17.3

6.0

 

Strategie "zuhause alt werden"
Die nun vorgeschlagenen Massnahmen beruhen auf der Strategie "zuhause alt werden". Die bestehenden Altersheime sollen stetig zu Quartierdienstleistungszentren weiterentwickelt wer-den. Das Wohnen soll auch mit einer leichten Pflegebedürftigkeit zu Hause möglich sein und gefördert werden. Hier sollen die quartiernahen QDZ Pflege und Unterstützung bieten. Ein ef-fektiver Eintritt ins Alterszentrum soll erst bei einer mittleren bis hohen Pflegebedürftigkeit erfol-gen. Ein gewisser Anteil an Zimmern soll weiterhin zum Wohnen zur Verfügung stehen (Ehe-paare, Einsamkeit, Sicherheit).

Damit ältere Menschen zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung alt werden können, werden drei Handlungsansätze verfolgt:

1. Förderung von vielfältigen Wohnformen
- Gezielte Baurechtsausschreibungen
- Erhöhte Ausnützungsziffer beim Bau von barrierefreiem Wohnraum
- Unterstützung für neue alters- oder generationenübergreifende Projekte über Anträge aus dem Stadtentwicklungsfonds

2. Stärkung des Wohnens in der eigenen Wohnung durch bauliche, soziale und pflegerische Angebote
- Neues Heimeintrittverfahren mit Beratung
- Wohneinrichtungsberatung
- Spitexleistungen und Beratungen in Ambulatorien
- Angebote der Gesundheitsförderung

3. Stärkung sozialer Netze und der Solidarität unter den Quartierbewohnerinnen und -bewohnern
-  Projekte zur Mobilitätsförderung im Quartier durch die Quartierentwicklung

Zudem werden Massnahmen aufgezeigt, um den zukünftig spezifischen Bedürfnissen (Demenz, Migration, pflegende Angehörige) gerecht zu werden.


Umnutzung Altersheim Steig
Die Stadt will dem Bedürfnis älterer Menschen, zu Hause alt zu werden, nachkommen und das Angebot in der Stadt anpassen. Das Altersheim Steig soll deshalb, gemäss Stadtratsbeschluss vom 11. März 2014, für autonome Wohnformen und Alterswohnungen umgenutzt werden. Die Meinung und Bedürfnisse von interessierten Personen und Organisationen sollen bei der Kon-zepterstellung mit einbezogen werden. Die entsprechenden Planungsarbeiten sind im Gang und die Öffentlichkeit wird rechtzeitig informiert.

 Für die Umnutzung des Altersheims Steig werden insgesamt 62 Betten abgebaut. Den betroffe-nen Betagten wird im Haus Wiesli oder einem der anderen Häuser ein neues Zuhause angebo-ten. In einem ersten Schritt werden die Bewohnerinnen und Bewohner des Altbaus Steig um-ziehen. Der Altbau wird per 1. Januar 2016 umgenutzt. Um auch innerhalb des Hauses Steig Wahlmöglichkeiten und verschiedene Betreuungsangebote anbieten zu können, soll das Erd-geschoss des Neubaus für selbständige Betagte bereit gestellt werden. Analog der Zimmer mit Kochgelegenheit können hier lebende Betagte hauswirtschaftliche Leistungen und das Essen vom Altersheim beziehen, sind in der Alltagsgestaltung jedoch autonom und erhalten pflegeri-sche Leistungen nur in akuten Situationen.

Mit allen Betagten, welche keinen oder einen leichten Pflegebedarf (bis BESA Stufe 3) auswei-sen, werden innerhalb von individuellen Beratungsgesprächen die Wohnangebote im Haus Steig sowie in der Stadt Schaffhausen dargelegt. Sie werden in ihrem Entscheidungsprozess begleitet. Bewusst werden auch Wohnmöglichkeiten ausserhalb eines Heimes und die Unter-stützungsangebote durch die Spitex ausgelotet. Betagte, welche bereits heute mittel bis schwer pflegebedürftig sind, sollen so lange wie möglich in einer stabilen Pflegeumgebung im Haus Steig leben können. Ihre Wahlmöglichkeiten werden, zusammen mit ihren Angehörigen, be-sprochen und ein Umzug, wenn immer möglich in ihr Wunschheim, geplant. Der Neubau des Hauses Steig wird per 1. Januar 2017 umgenutzt.

Insgesamt sind 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Änderung betroffen. Der Stadtrat kann durch anstehende Pensionierungen sämtlichen Mitarbeitenden ein Arbeitsverhältnis in einem der Quartierdienstleistungszentren oder einer Abteilung in der Stadtverwaltung anbieten. Für alle Mitarbeitenden wird eine Lösung gesucht, es werden keine Kündigungen ausgespro-chen.

Dem Stadtrat ist klar, dass ein solcher Schritt für die Betroffenen nicht angenehm ist. Er möchte jedoch der betagten Bevölkerung das Wohnen und Leben in ihrer gewohnten Umgebung er-möglichen. Der Prozess,  mehr altersgerechten Wohnraum zu schaffen bei gleichzeitiger finan-zieller Nachhaltigkeit muss nun  in Angriff genommen werden.

Der nun vorliegende Bericht und Antrag wird im Rahmen der Parlamentsdebatte im Grossen Stadtrat diskutiert. Der Stadtrat ist der Meinung, dass mit der Weiterführung der städtischen Alterspolitik und der vorgeschlagenen Strategie der richtige Weg eingeschlagen wird. Im Vor-dergrund stehen das Wohl und die Gesundheit der älteren Menschen. Deren Lebensqualität und Autonomie soll gestärkt werden.

Den Bericht und Antrag finden Sie unter www.stadt-schaffhausen.ch/Vorlagen.3046.0.html
und eine Zusammenfassung der ETH-Auswertung QDZ Künzleheim hier:
Broschüre "zu Hause alt werden"

 

Ansprechperson:

Simon Stocker, Sozial- und Sicherheitsreferent
Telefon: +41 52 632 52 15
E-Mail: simon.stocker@stsh.ch