Stadt Schaffhausen



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05.11.2014

Stadtrat trennt sich von Museumsdirektor

Der Stadtrat hat weiterhin ein differenziertes Bild von Peter Jezler. Er attestiert dem Museumsdirektor sehr gute Fähigkeiten als Ausstellungsmacher, hält aber aus gewichtigen sachlichen Gründen an der Suspendierung fest und löst das Arbeitsverhältnis per Ende Mai 2015 auf. Die ausführlichen und sorgfältig geführten Gespräche mit Mitarbeitenden durch den unabhängigen Rechtsanwalt Jürg Uhlmann haben die Führungsmängel im Bericht von Walter Schickli in den wichtigsten Punkten leider bestätigt. Ebenfalls bestätigt wurde die falsche Wahrnehmung von Peter Jezler bezüglich des wirklichen Zustandes in seinem Team. Fast zwei Drittel der befragten Mitarbeitenden gaben zum Teil gravierende negative Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Führungsstil zu Protokoll, die vom Direktor in seiner eigenen Stellungnahme beinahe vollumfänglich zurückgewiesen werden. Diese Führungsbilanz und die mangelnde Einsicht in die bestehenden Probleme genügen dem Stadtrat nicht, um Peter Jezler weiterhin die Verantwortung für das Museum zu Allerheiligen anzuvertrauen. Dem Kader und dem ganzen Team des Museums unter der interimistischen Führung von Urs Weibel spricht der Stadtrat seinen Dank für die geleistete Arbeit und die Loyalität während der letzten Monate aus.

Folgende unüberbrückbaren Standpunkte stehen im Vordergrund:

Personalführung und Vertrauen
Ohne Zweifel konnte Peter Jezler von seinem Vorgänger Roger Fayet eine umfassend erneuerte Infrastruktur und ein kompetentes, motiviertes Team übernehmen. Ausserdem war das Museum zu Allerheiligen bei den museumsnahen Vereinen, Stiftungen sowie in der Öffentlichkeit und in den Medien sehr gut abgestützt. Auch der neue Direktor wurde zu Beginn von allen Partnern gerne und sehr freundlich aufgenommen, denn viele kannten sein hohes Renommé und waren neugierig auf das Wirken von Peter Jezler in Schaffhausen. Nach einer fast euphorischen Phase zeigten sich nach etwa einem Jahr die ersten Risse, die von Anfang an die Personalführung betrafen. Verschiedene Mitarbeitende verliessen das Haus und Thomas Feurer verlangte als damaliger Vorgesetzter ultimativ eine Verbesserung des Klimas im Team. Leider häuften sich auch in der Folge die Unzufriedenheit und Brüskierungen, die vom Direktor kaum wahrgenommen werden wollten. Nach dem Wechsel des Museums vom Präsidial- ins Bildungsreferat schien eine gewisse Beruhigung möglich, aber die grundlegenden Probleme blieben bestehen. Im Frühjahr 2014 wurde Walter Schickli als erfahrener Begleiter von Führungspersonen eingesetzt, der den Auftrag hatte, die Situation zu analysieren und weitere Schritte einzuleiten. Er kam dabei zum Schluss, ein Coaching sei nicht erfolgversprechend, denn Peter Jezler wolle sich weder beraten lassen, noch bestehende Probleme erkennen. Der Stadtrat schlug aufgrund der verfahrenen Situation deshalb eine Trennung in Form einer gütlichen Einigung vor, die jedoch im Juni 2014 scheiterte. Aufgrund einer weiteren Verhärtung der Situation entschied sich der Stadtrat am 26. August 2014 für eine vorläufige Freistellung, um Ruhe ins Museum zu bringen, und um die Vorbehalte aus dem Bericht von Walter Schickli verifizieren zu können. Eine solche Überprüfung war aufgrund der anonymisierten Aussagen nötig, und dem Direktor wurde selbstverständlich die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt. Leider hat die unabhängige Befragung von fast zwanzig Mitarbeitenden aus verschiedenen Bereichen und Hierarchiestufen die Führungsmängel weitgehend bestätigt. Unter den Befragten befanden sich Personen, auf deren Aussagen sich der Bericht von Walter Schickli bezog, sowie Mitarbeitende, die sich selbst meldeten. Zwei Drittel der interviewten Personen nannten zum Teil gravierende negative Erfahrungen. Aus Sicht des Stadtrates können auch offene Briefe und Auseinandersetzungen über Begrifflichkeiten im Coaching- oder Führungsbereich nicht über diese negative Führungsbilanz hinwegtäuschen. Hingegen ist es dem Stadtrat ein Anliegen, nochmals darauf hinzuweisen, dass es Peter Jezler selbst war, der den ihn belastenden Bericht Schickli am 29. August 2014 veröffentlichte.

Jede Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden erfordert eine gesunde Vertrauensbasis. Diese ist im vorliegenden Fall im Verhältnis zu einem grossen Teil des Museumsteams und zum Stadtrat nicht mehr gegeben. Deshalb hat sich der Stadtrat entschieden, das Arbeitsverhältnis mit Peter Jezler auf Ende Mai 2015 zu kündigen.

Strategische Ausrichtung
Entgegen den Aussagen von Peter Jezler ging der Stadtrat nie von einer primär auf Publikumsquoten ausgerichteten Ausstellungsstrategie aus. Der Auftrag bestand darin, das frisch sanierte Museum und die erneuerten Dauerausstellungen besser zum Klingen zu bringen und in finanziell verkraftbaren Abständen - zum Beispiel alle zwei Jahre - wieder an die alte Tradition der Grossausstellungen anzuknüpfen. Das Ziel war eine gute Mischung aus grossen und kleinen Ausstellungen, wobei die Grundaufträge Sammeln, Erhalten und Vermitteln wichtige Ergänzungen bleiben mussten. Klar war auch, dass die dafür qualifizierten Fachkuratoren in einem solchen Ausstellungsfächer in ihren Sparten eine wichtige Rolle übernehmen müssen. Statt diese Fachkräfte zu nutzen und sie zu motivieren, hat Peter Jezler zu einseitig auf Grossanlässe unter seiner alleinigen Federführung gesetzt. Diese konnten zwar viel Publikum anziehen, die Fachleute konnten sich aber kaum entfalten. Dies führte zu Frustrationen und auch die finanziellen Möglichkeiten wurden erheblich überstrapaziert.

Offene Fragen bei den Finanzen
Im Bericht von Walter Schickli wird auch auf intransparente Kontenführungen hingewiesen und dem Stadtrat empfohlen, Klarheit über die finanziellen Abläufe im Museum zu schaffen. Eine erste Vertiefung hat nun ergeben, dass keine Unregelmässigkeiten vorliegen, aber grosse Schwierigkeiten bei der Zuweisung von Geldflüssen bestehen. Bereits heute wird klar, dass die Ausgabenseite der grossen Ausstellungsprojekte Albert Anker, "Langzeit und Endlager", Ritterturnier und Ritterausstellung zwar im Griff waren, bei den Einnahmen aus Eintritten und von Dritten jedoch beträchtliche Unterdeckungen bestehen. Da die Projektabrechnungen noch nicht abgeschlossen sind, können noch keine genauen Zahlen genannt werden. Sie zählen deshalb auch nicht zu den Kündigungsgründen. Es muss bei den Sonderausstellungen jedoch für das laufende Jahr mit einem Fehlbetrag von über 300'000 Franken gerechnet werden. Leider kontrastieren diese Fakten mit den erfreulichen Publikumszahlen und lassen erkennen, dass Peter Jezler trotz seiner grossen Erfahrung unrealistische Einnahmen kalkulierte.

Eine weitere Differenz betrifft die Rolle der Sturzenegger-Stiftung. Diese wird von Peter Jezler in seiner Stellungnahme als für den Betrieb nicht mehr notwendig eingestuft, da die Mittel mit einem attraktiven Programm selbst erwirtschaftet werden könnten. Diese Aussage irritiert, denn auch Peter Jezler konnte für die ambitionierte Ritterausstellung ein halbe Million Franken aus der Stiftungskasse beanspruchen. Der Stadtrat favorisiert deshalb weiterhin ein gut abgestimmtes Miteinander, das schon in der Vergangenheit als eigentliches Erfolgsmodell galt, und er dankt der Stiftung und den Stiftungsorganen für ihre langjährige Verbundenheit mit dem Museum zu Allerheiligen. Der Stadtrat ist überzeugt, dass eine Zukunft ohne Stiftung zu einem klaren Angebotsabbau führen würde, der weder für das Haus, noch für das Publikum wünschbar ist.


Ansprechpersonen (Mittwoch 11 Uhr bis 12 Uhr):

Thomas Feurer, Stadtpräsident
Telefon: +41 52 632 52 11
E-Mail: thomas.feurer@stsh.ch

Urs Hunziker, Bildungs- und Kulturreferent
Telefon: +41 52 632 52 21
E-Mail: urs.hunziker@stsh.ch