Stadt Schaffhausen



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28.10.2015

Neue Grabstätte für früh verlorene Kinder auf dem Waldfriedhof

Auf dem Waldfriedhof Schaffhausen gibt es neun verschiedene Grabarten. Für früh verlorene Kinder, welche nicht in ein Kindergrab beigesetzt werden, erstellte nun Grün Schaffhausen eine eigene Grabstätte.

Eine breit abgestützte Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Frauenklinik des Kantonsspitals, der Landeskirchen und des Bestattungsamtes erarbeitete unter der Leitung von Grün Schaffhausen die Zielsetzung, die Regelungen und das Vorgehen. Mit den Beschlüssen der Friedhofkommission und des Stadtrates konnte ein Studienwettbewerb durchgeführt werden.

Auf dem Waldfriedhof Schaffhausen bestand bisher nur die Möglichkeit, verstorbene Kinder ab dem Beginn der Meldepflicht gemäss Zivilstandsverordnung in ein Kindergrab beizusetzen, das heisst, erst ab einem Körpergewicht von mindestens 500 Gramm oder nach vollendeter 22. Schwangerschaftswoche. Für die kleineren früh verstorbenen Kinder und für Aborte existierte bisher keine würdige Grabstätte.
Die neue Grabstätte für früh verlorene Kinder ist ein Ort, an dem der Verlust des ungeborenen Lebens betrauert werden und auch Zuversicht geschöpft werden kann. Es handelt sich also sowohl um eine Grab- als auch Gedenkstätte. Auch für Eltern von nicht vor Ort bestatteten Kindern kann die Stätte ein Ort des Gedenkens sein.
Die Beisetzung findet für alle nicht meldepflichtigen Kinder statt, unabhängig vom Elternwunsch. Zudem ist die Grab- und Gedenkstätte religionsneutral. Die Kinder werden gemeinschaftlich feuerbestattet und die Asche in der neuen Grabstätte beigesetzt. Es können keine Namen angebracht werden. Einmal jährlich, immer am letzten Samstag im Juni, findet eine schlichte Gedenkfeier statt. Das Datum wird mindestens ein Jahr im Voraus festgelegt. Die Eltern werden dazu nicht einzeln eingeladen.

Aufgrund des Studienwettbewerbs wurden sehr interessante und unterschiedliche Gestaltungsvorschläge von fünf Kunstschaffenden eingereicht. Der Stadtrat hat sich auf Empfehlung der Juri für das Projekt "Kokon" des Künstlers Horst Bohnet entschieden. Die Öffentlichkeit wurde darüber anlässlich der Vernissage zur Ausstellung über den Studienwettbewerb in der Orangerie von Grün Schaffhausen informiert.

Eine Sandsteinskulptur in Form eines liegenden Kokons ist mittig auf der Waldwiese angeordnet. Der Kokon symbolisiert das Stadium der Metamorphose zwischen zwei Lebensphasen. Die Spannung zwischen dem geheimnisvollen Inneren und dem umhüllenden Faden soll dazu anregen, Anfang oder Ende zu suchen und das Geheimnis unter dem Gewirr zu lüften. Daran vorbei führt ein perspektivisch zulaufender Kiesweg über die Waldwiese auf einen kleinen, runden Platz am Gehölzrand.




Wie der Schweif einer Sternschnuppe führt der Weg symbolhaft am Kokon vorbei zum Kultplatz, wo in unmittelbarer Umgebung die Urnen beigesetzt und Trauerschmuck ähnlich wie bei den Gemeinschaftsgräbern hinterlegt werden kann. Die perspektivische Öffnung des Weges beim Verlassen des Ortes soll Kraft, Zuversicht und Hoffnung vermitteln.

Die ca. 360 cm lange und bis 55 cm hohe Sandsteinskulptur ist skizzenhaft bearbeitet. Die roh gespitzte Oberfläche steht für das junge Leben der Frühverlorenen. Die Waldwiese bleibt wie vorhanden bestehen und wird durch eingestreute Gruppen von Frühjahrsblühern ergänzt. Das realisierte Projekt überzeugt durch die Ausstrahlung des geheimnisvollen Kokons als Identifikationsobjekt. Als Teil der Natur und der leichten Hangneigung angepasst liegt er gut platziert in der Lichtung, ohne dominant zu wirken. Er ist ein Teil des Waldes. Auch wenn sich die Bedeutung des Kokons sich nicht auf den ersten Blick erschliesst, wirkt er geheimnis- und vertrauensvoll. Die Dimensionen des Kokons und die roh bearbeitete Oberfläche wirken stimmig.

Dia Stadt Schaffhausen kann mit der neuen Gedenkstätte den betroffenen Eltern einen würdigen Ort für die Trauer und Zuversicht bieten.


Ansprechpersonen:

Dr. Raphaël Rohner, Baureferent
Telefon: +41 52 632 52 13
E-Mail: raphael.rohner@stsh.ch

Felix Guhl, Bereichsleiter Grün Schaffhausen
Telefon: +41 52 632 56 51
E-Mail: felix.guhl@stsh.ch