Wer sie liebt, sollte sie nicht füttern!

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Felsentauben sind die Vorfahren unserer Stadttauben

Stadttauben sind verwilderte Haustauben. Ihre Ahnin ist die Felsentaube. Diese legt ihre Brutplätze an Steilufern, in Höhlen oder an Felswänden an. Die Felsentaube lebt ganzjährig im gesamten Mittelmeerraum, entlang des Roten Meers, im Iran und im Osten bis nach Indien.

Felsentaube (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2b/Rock_dove_-_natures_pics.jpg)

Die Stadttaube hat die felsige Landschaft gegen Simse, Stuckfassaden, Dachrinnen und Estriche eingetauscht. Die Stadtlandschaft entspricht weitgehend der ursprünglichen felsigen Umwelt, wo die Felsentaube lebt. Statt öl- und mehlhaltige Sämereien pickt sie nun nach Brotrinden, Mais, Pizzaresten oder Pommes Chips. Daher gehören die Stadttauben zu den erfolgreichsten Vögeln der Erde und ist mittlerweile, von der Arktis und Antarktis abgesehen, weltweit verbreitet. Von verwilderten und halbwilden Stadttauben wird bereits in Schriften des Altertums berichtet.

Manche der zahlreichen Gefiedervariationen sehen der Felsentaube sehr ähnlich. Ansonsten treten auch weissgrau gemusterte, einheitlich dunkelgraue oder dunkelbraune, rotgraue oder dunkel gescheckte Farbvarianten auf.

Männliche Stadttaube (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadttaube)

Verbreitung der Stadttaube

Dunkelrot: Hauptsächliches Verbreitungsgebiet der Felsentaube - Hellrot: Hauptsächliches Verbreitungsgebiet der Strassentaube - (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadttaube)

Stadttauben ziehen das ganze Jahr Nestlinge auf

Weibchen können sich schon im Alter von fünf Monaten paaren. Die erste Brut ist bereits im Alter von sechs Monaten möglich. Der grösste Teil der Stadttauben brütet im zweiten Kalenderjahr. Meistens leben die Partner in lebenslanger Monogamie, wobei der Tauber durchaus auch mit anderen Weibchen „flirten“ kann.

An Nahrung fehlt es in den Innenstädten nie; seien es nun Pausenbrote oder Taubenväter und –mütter, welche bewusst Körner streuen. Das führt dazu, dass die Stadttauben ganzjährig brüten und Nestlinge aufziehen. Selbst im Winter finden die Stadttauben genügend Nahrung. Längst sind aber ideale Brutplätze Mangelware. Viele Tauben brüten deshalb in drittklassigen Quartieren. Nur knapp die Hälfte der Jungvögel aus solchen Elendsquartieren überleben, der Rest stirbt an Unterkühlung, an Parasiten oder werden von Mäusen gefressen. Stadttauben scheinen zum Überleben verdammt, solange wir Tierliebe mit der Futtertüte praktizieren.

Taubenküken, ca. 10 Tage alt (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadttaube)

Übertragung von Krankheitserregern

Die Taubendichte bewirkt eine Explosion an Taubenparasiten und fördert Virus- und bakteriellen Erkrankungen. Als Aussenparasiten sind Federlinge, Milben, Flöhe, Wanzen und Zecken zu nennen. Es ist anzumerken, dass die meisten der genannten Krankheiten und Parasiten nicht taubenspezifisch sind, sondern ebenso bei anderen Vögeln wie z. B. Singvögeln, Greifvögeln und Geflügel vorkommen. Zu den Endoparasiten der Tauben gehören die Kokzidiose, Trichonomadose, Hexamitiasis, Toxoplasmose und diverse Wurmsorten. Bakterielle Erkrankungen: Salmonellose, Ornithose, Tuberkulose. Beispiele für Viruserkrankungen: Taubenpocken, Taubenherpes, Newcastle-Krankheit, Leukose und andere mehr. Ornithose (Chlamydien-Infektion) ist meldepflichtig. Auch die Geflügeltuberkulose ist meldepflichtig. Tauben können sich über verunreinigtes Wasser oder Futter anstecken. Einige Krankheiten können auch auf den Menschen übertragen werden. Der trockene, zu Staub zerfallene Kot der Tauben ist für Menschen die häufigste Ansteckungsquelle. Die Ansteckung mit Geflügeltuberkulose verläuft weniger schwer als bei einer humanen Tuberkulose oder Rindertuberkulose, kann jedoch für stark immungeschwächte Personen problematisch sein. Das Reinigen von Estrichen oder Taubenschlägen muss immer mit Atemwegschutz und mit Handschuhen erfolgen.

Schädlinge, Parasiten und Krankheitserreger in Zusammenhang mit der Stadttaube (Quelle: https://noragamper.allyou.net/1668620/)

Schäden an Gebäuden

Eine Stadttaube hinterlässt bis zu 12 kg Kot pro Jahr, was bei grossen Beständen zu massiven Verschmutzungen überall dort führt, wo sich Tauben längere Zeit aufhalten. Dies gilt insbesondere für Gebäude, die als Rastplatz dienen. Dort kann es zu einer Anreicherung von Kot kommen. Der Taubenkot stellt eine optische und hygienische Beeinträchtigung dar. Der frisch abgesetzte Kot besitzt einen nur sehr schwach sauren pH-Wert von etwa 6,5, welcher aber nach einiger Zeit (ca. 4 bis 5 Tage) auf stärker saure pH-Werte von ca. 4,5 abfällt. Neben der direkten Schädigung vor allem von Kalkgestein durch die organischen Säuren wird von Schäden durch Salzausblühungen in Spalten und durch verstärktes Wachstum von kotzersetzenden Mikroorganismen und Pilzen berichtet. Vor allem bei historischen Gebäuden, die oft aus empfindlichen Natursteinen errichtet sind und die durch Vorsprünge, Nischen und Hohlräume reich gegliederte Fassaden aufweisen, gelten Stadttauben als problematisch. Deshalb gelten Stadttauben vielerorts als Schädlinge, wenn sie in hohen Populationsdichten auftreten.



Die Bilder zeigen Ruheplätze in einem Hinterhof der Schaffhauser Altstadt und die starke Verkotung durch Stadttauben. Der Dachkännel füllt sich schnell mit Taubenkot und muss regelmässig gereinigt werden, damit die „Sauce“ nicht auf Passanten tropft. Die Reinigung ist für die Besitzer mit hohen Kosten verbunden, jedoch aus hygienischen Gründen notwendig.

Aktivitäten der Stadt Schaffhausen

Leider sind die natürlichen Feinde der Stadttauben mit Ausnahme des Hausmarders sehr selten. Ein Wanderfalkenpaar schlägt zum Beispiel pro Jahr bis zu 300 Stadttauben. Das städtische Gebiet wird aber durch ein einziges Wanderfalkenpaar vollumfänglich abgedeckt. Der Uhu ist in unserer Region noch seltener. Gelegentlich schlägt auch ein Sperber-Weibchen eine Taube. Die natürliche Bestandesregulierung funktioniert daher nur ungenügend, so lange die Stadttauben gefüttert werden.
Im Jahr 2001 wurde ein Taubenkonzept erstellt. Die darin vorgeschlagenen Massnahmen werden kontinuierlich umgesetzt. Zum Beispiel hat die Stadt im Obertorturm zwei Taubenschläge eingerichtet, die regelmässig gereinigt und kontrolliert werden. Dort werden auch Massnahmen zur „Geburtenregulation“ getroffen. Die dort brütenden Stadttauben erweisen sich insgesamt als gesund, da die Zahl der Jungvögel klein bleibt. Besser weniger Stadttauben, dafür gesunde!
Problematisch sind aber alle Hinterhöfe, Estriche und Simsen, die der Kontrolle entzogen sind. Insbesondere dann, wenn durch die Anwohnenden zusätzlich Futter gestreut wird. Denn das Futterüberangebot führt bei den Stadttauben zu Überbevölkerung und zu einer Ausbreitung der Taubenkrankheiten.

Ist Taubenfüttern Tierschutz?

Nein, denn es geht den Tauben aufgrund des Dichtestresses gesundheitlich eher schlechter. Tierschutz ist vielmehr, die Tauben nicht zu füttern. Ein deutsches Gericht wies die Argumentation einer Klägerin zurück, welche gegen das Taubenfütterungsverbot klagte. Das Gericht hielt fest, „das Verbot diene der Verhütung von Gefahren für das Eigentum sowie dem Schutz der öffentlichen Reinlichkeit, die insbesondere durch die Verkotung durch Tauben beeinträchtigt werde und durch die es sogar zu einer Gefährdung der Gesundheit kommen könne.“

Die Polizeiverordnung der Stadt Schaffhausen legt in Art. 30 Abs. 3 fest: Das Füttern von Tauben auf öffentlichen Strassen, Plätzen und in Anlagen ist verboten. Solche Vorschriften kennen viele Städte.

Deshalb der Aufruf vieler Städte: Wer die Stadttauben liebt, sollte sie nicht füttern!

Plakat der Stadt Basel
Plakat der Stadt Luzern
Plakat der Stadt Siegburg (D)
Plakat der Stadt Zug